Warum haben Voice Commerce und E-Commerce Verständigungsprobleme?

01. Oktober 2019

Digitale Sprachassistenten spielen eine immer größere Rolle im Alltag. Weltweit werden pro Quartal rund 30 Millionen Smart-Speaker verkauft. Hierzulande kommt der E-Commerce in Sachen Voice Commerce dennoch nicht richtig in die Gänge. Wir begeben uns auf die Suche nach den Gründen.

Voice Commerce bestimmt zunehmend das Leben in der heutigen Zeit. Waren es bisher eher die Fragen nach dem aktuellen Wetter oder dem genauen Weg auf Smartphones und Tablets, so ist es mittlerweile möglich, Online-Einkäufe per Sprachbefehl über viele smarte Geräte zu tätigen. Die Vision: Ein individuelles Shopping-Erlebnis und eine nahezu fehlerfreie Customer Experience. Soweit die Theorie. Laut unserer repräsentativen Studie zu den Trends des Jahres sind sprachgesteuerte Alltagsassistenten wie Google Home oder Amazon Echo zwar immer häufiger in den deutschen Haushalten zu finden, aber dennoch nicht unumstritten. Mittlerweile bieten Voice Commerce Geräte nicht nur verschiedene Smart-Home-Anwendungen, sondern versprechen auch ganz neue Möglichkeiten für das Online-Shopping. 35 Prozent der befragten Besitzer gaben an, ihr Smart-Home-Gerät mit integriertem Sprachassistenten zum Bestellen von Produkten zu benutzen. Ob und wie diese Prozentzahl noch steigen wird, hängt stark von der Akzeptanz dieser Assistenten ab.

 Skepsis gegenüber Voice Commerce lassen den Durchbruch stagnieren

Ein Faktor, der den Zuspruch bedingt, ist die Angst zum “gläsernen Kunden” zu werden. Es ist aber nicht der einzige. Der Einkauf über Voice Commerce scheint noch immer in den Kinderschuhen zu stecken. Der Kunde muss genau wissen, welches Produkt er wie und wo kaufen möchte. Ein Stöbern ist nach wie vor nicht möglich. Auch die optische Komponente, die vor allem im Bereich Fashion wichtig ist, fehlt. Ein drittes Manko ist die bestehende Komplexität, die Sprachassistenten mit sich bringen, sollte der Kunde einmal Rückfragen zu einem Produkt haben. Bei sich wiederholenden Einkäufen wie beispielsweise dem Lebensmitteleinkauf, wäre Voice Commerce aber zeitsparend und praktisch.

 Technische Neuanforderungen stellen kein Problem dar

Um aktiv Produkte über Sprachsteuerungsprogramme vertreiben zu können, müssen auch technische Hürden genommen werden. Diese sind jedoch leicht zu überwinden. Kennt ein Onlinehändler seine Zielgruppe, weiß er, in welchen Bereichen (Schlagwörtern) er schnell und direkt Voice Commerce für sein Geschäft nutzen kann. Viele Dienstleister und Plattformen bieten mittlerweile Schnittstellen, die auch von KI-Laien bedient werden können. Schwieriger wird es da schon beim Thema Suchmaschinenoptimierung. Waren es bisher einzelne Schlagwörter, die ausreichten, um von Onlinekunden schnell gefunden zu werden, sind bei digitalen Sprachassistenten ganze Sätze, sogenannte Long Tail Keywords,  vonnöten. 

 Zwei Drittel der US Amerikaner nutzen Voice Commerce zum Shoppen

Es bleibt abzuwarten, ob die Kunden in Europa in Zukunft genauso mit dem Thema Voice-Commerce umgehen wie in den USA. Dort nutzen 62 Prozent der Smart-Speaker-Besitzer ihre Geräte bereits für Onlinekäufe. Knapp die Hälfte (rund 48 Prozent) gab an, diese deshalb regelmäßig zu nutzen, weil man damit die Hände frei hat und andere Dinge nebenbei erledigen kann. Bis 2022 ist in den USA ein Voice-Commerce-Umsatz von 40 Milliarden US Dollar prognostiziert. Dies könnte auch einen Boom in Europa nach sich ziehen.

 Sprechen Voice Commerce und E-Commerce bald eine gemeinsame Sprache?

Ob dem Onlineshopping über Sprachassistenten eine bahnbrechende Zukunft bevorsteht, ist noch ungewiss. Die (noch) wenige Nutzung der Endgeräte für Onlinekäufe und die unausgereifte Technik sprechen gegen eine baldige “Revolution” im E-Commerce. Das rege Einkaufen mithilfe von Smart-Geräten in den USA und einer relativ einfachen Anbindung an die bereits bestehenden Systeme sprechen jedoch dafür, dass der Durchbruch kurz bevorsteht. Es bleibt also abzuwarten, ob und in welcher Sprache sich E-Commerce und Voice Commerce in Zukunft unterhalten werden.